Jeder Fortschritt muss, wie es aus der Menschheitsgeschichte ersichtlich ist, errungen werden. Oft sind es einzelne Vorkämpfer, herausragende Persönlichkeiten, die aus innerer Berufung besondere Leistungen für die Allgemeinheit vollbringen. Sie haben nicht nur den Mut, auszusprechen, was Teile der Bevölkerung bereits empfinden und erahnen, sondern darüber hinaus eine grosse Durchschlagskraft, Neues in die Tat umzusetzen – gleichsam als Errungenschaften, wofür die Zeit reif geworden. Als ein Kämpfer für die Wahrheit erwies sich Huldrych Zwingli (1484–1531), der, aus dem ländlich-bäuerlichen Toggenburg stammend, in Zürich als Pfarrer am Grossmünster grundlegende Glaubensreformen einleitete. Leitlinie seines Wirkens war das göttliche Wort in der Heiligen Schrift, insbesondere Jesu Leben und Lehre, welche die mittelalterliche Kirche den Menschen in grossem Umfang vorenthielt. Seinem sozialpolitischen Engagement entsprechend zielte er darauf ab, dass sich die christliche Lehre und ihre Werte im Alltagsleben der Bevölkerung verankern konnten und so auch auf gesellschaftlicher und politischer Ebene Früchte zeitigten – in Zürich wie in der Eidgenossenschaft; fühlte er sich doch mit deren freiheitlich-demokratischer Geschichte verbunden und sah deren Werte in Gefahr.
Doch wer weiss heute, nach fast einem halben Jahrtausend, noch etwas von dieser Pionierleistung in einem so schwierigen Umfeld von Widerstand und Anfeindung? Wer weiss etwas von seinem Wirken als Prediger und der erstmaligen Herausgabe einer vollständigen Bibel in deutscher Sprache, Frucht sachkundiger Übersetzungsarbeit im Team?
Biographien
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Von Marianne Kreikenbaum