Wie Menschen im Allgemeinen und Kunsthandwerker und Künstler im Speziellen mit Farben umgehen, ist nicht nur eine Sache des persönlichen Geschmacks und Farbempfindens, sondern auch Ausdruck des Zeitgeists. Wann und wo immer sich im Laufe der Zeiten in Geisteshaltung und Denken der Menschen Veränderungen anzeigten, wo ein Aufbruch aus Althergebrachtem geschah, wirkte sich dies sichtbar auch in der Verwendung von Farben in Kunst, Kunsthandwerk und in der Kleidung aus. Solche Epocheneinschnitte regten die Phantasie und Kreativität von Künstlern an und führten zu einem Fortschritt in Darstellungsweise und technischer Ausführung. Im vorliegenden Beitrag werden Veränderungsprozesse an Beispielen ab dem Zeitalter des Barock (vor allem im 17. Jh.) aufgezeigt. Als historisch bedeutsam gilt das 19. Jahrhundert mit seinem Aufschwung in Naturwissenschaften und Technik und der damit einhergehenden Industrialisierung; revolutionäre Neuentdeckungen auf dem Gebiet der Farben wurden gemacht. Erstmals lagen nun wissenschaftliche Grundlagen für die Auseinandersetzung mit Farben und Farbharmonien vor. Es gelang dann vor allem Künstlern, insbesondere den französischen Impressionisten in einer für das damalige Europa beispielhaften Zusammenarbeit, entgegen dem konservativen Geschmack der meisten Zeitgenossen, farbtheoretische Vorstellungen umzusetzen und mit einem neuen Farbenerleben einen Durchbruch zu erzielen. Sie nahmen in diesem sich gegenseitig beflügelnden Wirken gleichsam den mit Verzögerung einsetzenden gesellschaftlichen Wandel voraus.